Wer kennt es nicht, den Wunsch während der Prüfungsphase ins Auto zu steigen, das Radio aufzudrehen und einfach loszufahren, ohne sich noch einmal umzudrehen. Nächster Stopp: Sonne, Strand und Meer. Also los: träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum. Carpe-Diem, auf geht’s auf die Straße. Die letzte Klausur ist vorbei, auf was also noch warten? Das Zelt ins Auto geschmissen und ab Richtung Portugal.

Abgesehen davon, dass keiner von uns Spanisch, Portugiesisch oder Französisch sprach, hatte auch keiner von uns Camping-Erfahrung. Egal, Hauptsache Sprit im Tank und das Ziel vor Augen, ans Ziel kommt man immer, wenn man es will.

Und so, das Auto bis unters Dach vollgepackt fuhren wir los. First Stop irgendwo auf halber Strecke nach Bordeaux, inmitten der französischen Pampa. Auf dem Weg dorthin mussten wir feststellen, dass Frankreich abgesehen von den Großstädten absolut unzivilisiert ist. Es kann durchaus vorkommen, dass man 10km fährt, ohne einem einzigen Auto zu begegnen und wenn man aussteigt kommt man sich vor wie in der Wüste Nevadas. Natürlich, maximal 130 km/h. Danke Greta! Die erste Nacht, man hat noch keinen genauen Ablauf und die Packordnung ist auch noch nicht perfektioniert. Aber die erste Nacht ist immer zugleich die anstrengendste, wie auch die schönste. Keine Verpflichtungen, keinen klaren Weg vor Augen, das nenne ich Freiheit.  Nach dem ungeplanten Zwischenstopp kamen wir erst nach 2 Tagen in Bordeaux an. Eine wunderschöne Stadt, die durchaus ihren Charm hat und welche uns in sehr positiver Erinnerung geblieben ist. Dies ist auch die Stadt, in der man immer wieder nett darauf hingewiesen wird, dass innerhalb Frankreichs keine andere Sprache gesprochen oder verstanden wird, abgesehen von Französisch.

Bilbao, unser nächster Stopp gefiel uns so gut, dass wir direkt im Auto sitzen geblieben sind und weiterfuhren. Außer dem Guggenheim-Museum, was zugegebener Weise architektonisch wirklich beindruckend ist, hatte in unseren Augen die Stadt für uns leider nicht viel zu bieten. Die Lage der Stadt und die Straßen, durch die man sich zwängt während man fast senkrecht die Wand hochfährt, hat durchaus seinen Charm, ist aber nicht für Fahranfänger zu empfehlen. Lieber weiter ans Meer, da hat man wenigstens genügend Platz, um rechts und links die Hände aus dem Auto zu halten ohne gleich die nächste Hauswand zu berühren!

Eventuell hätten wir aber daran denken sollen, dass wir nicht in Deutschland waren, denn die Öffnungszeiten, die mit 23 Uhr angegeben waren, sind natürlich außerhalb Deutschlands eher eine Empfehlung als eine tatsächliche Öffnungszeit. Dass der Campingplatz einfach früher geschlossen hatte, wurde uns allerdings erst bewusst, nachdem wir einige Kilometer durch absolute Dunkelheit ohne jegliche Straßenbeleuchtung gefahren sind und vor einem verlassenen Rezeptionshäuschen standen. Es war etwas spät, also beschlossen wir trotzdem die Nacht dort zu verbringen und am nächsten Morgen alles zu klären. Nach einer regnerischen Nacht im Zelt war es auch soweit- das erste Mal am Strand. Yippie. Mit Sonne wäre es natürlich geiler gewesen aber immerhin. Hätten wir gewusst, dass es der letzte Sandstrand für eine Ewigkeit war, wären wir wahrscheinlich länger geblieben.

Aber was solls, also hieß es, wieder alle 7 Sachen einsammeln und weiter die Küste entlang düsen, immer nur eins vor Augen, den perfekten ungestörten Strand zu finden. Entlang der Küste erwartete uns eine Überraschung. Immer wieder, wenn uns danach war, fuhren wir einfach von der Autobahn ab und fanden so eine wunderschöne Bucht. Diese mussten wir nur mit einem Maler teilen, der versuchte die idyllische Landschaft festzuhalten. Die Felswände, das Spiel der Wellen – so hatten wir uns das vorgestellt, ein unberührtes Stück Natur, welches noch nicht durch den Massentourismus zerstört wurde. Deswegen schöpften wir jede Minute aus und fuhren erst spät zum nächsten Campingplatz. Einer der schönsten Plätze auf der Reise, nur mit dem leichten Nachteil, das nachts Wälder abgebrannt wurden und das Auto von einer schönen Rußschicht überzogen war.

Von dort aus ging es am nächsten Tag auch endlich in das lang ersehnte Portugal. Expection-Reality, oder wie der geschulte WIWI sagen würde: Erwartungsmanagement! Das durchgehend kalte und regnerische Wetter spielte nicht unbedingt der Theorie des GAP-Modells in die Karten. Unglaublich enttäuschendes Wetter – so erlebten wir auch Porto, eine Stadt, welche in Nebel und Nässe gerade zu versank. Das Einzige, was den Tag rettete war das All-You-Can-Eat-Buffet auf dem Camping Platz, welcher ansonsten an Attraktivität nur so strotzte (nicht), für 8€ mit unglaublich gutem Fleisch und Beilagen, welches wir einer Hochzeitsgesellschaft etwas deplatziert und falsch gekleidet weggegessen haben. Essenstechnisch kann man sich in Portugal wirklich nicht beschweren, das Beste Essen gibt es jedoch abseits jeglicher Touristenziele.

Nach noch einer weiteren regnerischen Nacht und ohne wirklich etwas von Porto gesehen zu haben ging es für uns weiter die Küste Portugals entlang. Das Wetter blieb weiter wie die Frauenquote am KIT: enttäuschend. Wir haben dort auch das tolle Phänomen kennengelernt, das es um diese Jahreszeit in Portugal keine Küste gibt, die nicht im Nebel liegt. Es gibt Kilometerlanges Ödland entlang der Küste, in dem man manchmal auf die Idee kommen könnte, man sei irgendwo falsch abgebogen und in einer verbrannten Steinwüste gelandet. Um einer weiteren Nacht im Regen zu entgehen fuhren wir ins Landesinnere, wo sich das Wetter schnell deutlich besserte, da uns ja kein gutes Wetter am Meer gegönnt war. In einem kleinen Kaff – anders kann man es wirklich nicht sagen – fanden wir einen Camping-Platz. Und wieder einmal rettete das Abendessen den Tag. Ein kleines Restaurant am Marktplatz bestätigte erneut: Die Portugiesen können kochen!

Wir wollten natürlich nicht zu lange in dem Kaff verweilen und so ging es bereits am nächsten Morgen wieder auf die Straße.

Next Stop: Lissabon. Schöne Stadt aber extrem voll. Auf der Suche nach dem Campingplatz konnten wir mehrfach die Überquerung der Ponte 25 de Abril, ja die Brücke heißt wirklich so bescheuert, bewundern und haben mehrmals unfreiwillig die Autobahnen der Stadt kennengelernt. Navigation-Skills on Point. Endlich ein Camping-Platz ­direkt am Strand. Perfekt! Sogar das Wetter schien mitzuspielen – jedenfalls halbwegs. Nach einem tollen Tag in der Stadt und am Strand fanden uns die Ameisen und wie wir schnell lernten, gibt es keine nervigeren Biester als diese kleinen Dinger. Zusätzlich hatte der Regen leider seine Freunde mitgebracht – ein Gewitter zog über uns hinweg. Dem Sturm war unser Zelt leider nicht gewachsen, also mieteten wir uns in einem Bungalow ein, um am nächsten Tag wenigstens einigermaßen trocken weiterfahren zu können.

Unseren Traum vom Strandurlaub wollten wir aber noch nicht aufgeben! So zog es uns weiter Richtung Süden nach Malaga. Leider waren wir zu spät und die Saison schon vorüber. Statt schön aufbereiteten und sauberen Stränden fanden wir nur noch steinige, verwüstete und vermüllte Küstenabschnitte – Probs an den deutschen Exporttourismus!

Nach einer weiteren unvergesslichen Nacht auf einem eher suboptimalen Campingplatz beschlossen wir auch diesen Bereich der Welt möglichst schnell zu verlassen.

Nach einigem Hin und Her kamen wir auf die Idee, es doch nochmal in Südfrankreich zu probieren, die Wetteraussichten sahen gut aus und es waren ja auch nur knapp 900km bis dorthin – Wäre nicht das erste Mal gewesen, dass wir eine solche Distanz an einem Tag hinter uns gebracht hätten. Und endlich hatten wir auf unserer Reise auch einmal Glück! Auf dem Weg nach Hyères suchten wir online nach einem neuen Ziel und stießen auf ein Ferienressort in Spanien, das genau unseren Vorstellungen entsprach. Gepriesen sei funktionierendes mobiles Internet – nimm das, Deutschland!

Das Ressort, in welchem wir den Rest unseres Urlaubs verbrachten, hatte einfach alles. Vom Schwimmbad über Tennisplätze, Tischtennisplatten, alles, was unser Herz begehrte. Doch das Beste war der Strand. Über einen Holzsteg ging es durch einen Pinienwald hindurch ca. 800m bis zum Strand, der in beide Richtungen endlos zu sein schien. Schön seichtes Wasser, langsam abfallende Küste. Einfach nur perfekt. Wäre da nicht die Mückenplage gewesen. Der Pinienwald schien wohl zur Brutstätte dieser Billionen Plageviecher geworden zu sein und das morgendliche Zählen der Mückenstiche trübte zumindest ein bisschen die Stimmung – 80 Stück sind doch einfach etwas zu viel. Selbstverständlich, unserem Glück entsprechend, werden die Mücken erst bekämpft, wenn man am nächsten Tag bereits wieder los Richtung Heimat muss – Timing war schon immer unser Ding.

Nach 5 Tagen Sonne und Strand, insgesamt über 6000km zurückgelegten Kilometern in 2 Wochen, manchen sehr netten Grenzbeamten, über 600€ Mautgebühren – die Halsabschneider! – und eine endlose Rechnung für Benzinkosten, ging es zurück in die Heimat. Karlsruhe ist nun mal doch am schönsten. Und im Schlossgarten kann man wenigsten immer sicher sein, ein Bier bei 37°C und Sonnenschein trinken zu können!

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