Kannst du dich kurz vorstellen, wo du gerade arbeitest und was du dort machst?

Ich habe vor zweieinhalb Jahren mein Studium am KIT beendet und bin nach Berlin gezogen, um die Startup Welt zu erkunden. Seit Anfang des Jahres arbeite ich im Product Development bei Lytt: Wir entwickeln eine Lösung, die Mitarbeitenden hilft, einfach und sicher über sensible Themen im Unternehmen zu sprechen, beispielsweise Belästigung, Diskriminierung oder Mobbing. Als Product Managerin bin ich für alle Entscheidungen rund um unser technisches Produkt verantwortlich. Ich spreche mit vielen verschiedenen Stakeholdern, wie zum Beispiel Kunden, Usern oder unserem Sales Team, und berate mich dann mit unseren Entwicklern, welche Ideen wir gemeinsam umsetzen. Dabei gilt immer: Without data you’re just another person with an opinion. Im Produktmanagement geht es meistens darum, Ideen mit so wenig wie möglich Aufwand zu testen und im Vorfeld zu validieren, um bessere Entscheidungen zu treffen.

Welche Ämter hattest du in der Fachschaft inne?

Bei der IPO-Phase 2015 war ich mit drei fabelhaften Jungs im Referat Erstsemester, man munkelt als bestes Team der Welt. Danach habe ich noch die Redaktionsleitung für das Wi² übernommen.

Was aus deinem (Grund-) Studium hast du bei deiner Arbeit gebraucht?

Auch wenn ich das nie im Leben gedacht hätte: Dank unserer Grundausbildung in theoretischer Informatik kann ich mich fließend mit Entwicklern unterhalten und verstehe grundlegende Software Architekturkonzepte. Hello world!

Hat dich dein Studium gut auf deine Tätigkeit vorbereitet?

Überraschenderweise ja. Ich habe lange mit unserem Studium gehadert und oft mit dem Gedanken gespielt, abzubrechen. Mein erster Job war dann auch im PR & Content Marketing, also im Kommunikationsbereich, thematisch so weit weg wie nur möglich. Aber ich habe schnell bemerkt, dass mich wohl doch einige Erfahrungen sehr geprägt haben. Mit Daten umgehen zu können ist beispielsweise fast überall viel wert und mein Interesse für Technologie kam nach einer Weile zurück. Heute gehe ich voll und ganz in meiner Schnittstellenfunktion auf, denn mein Verständnis von Tech und Business hilft mir, zwischen allen Parteien zu vermitteln.

Was sind für dich wichtige Softskills? Wie und wo hast du diese erlernt?

Für mich steht konkurrenzlos Kommunikationsstärke an erster Stelle, unabhängig von der angestrebten Rolle oder Position. Menschen von den eigenen Ideen überzeugen zu können, egal ob im Teammeeting oder im Kundengespräch, wird im Berufsalltag plötzlich unglaublich wichtig. So, wie unser Studiengang aufgebaut ist, lernt man diese Fähigkeit aber nur in außeruniversitären Projekten. Seit dem Studium bin ich dafür in der Lage, mich überdurchschnittlich schnell in unbekannte Themen einzuarbeiten und neue Impulse schneller einordnen zu können. Und eine gesunde Ordnungs- und Planungsneurose kann auch nie schaden.

Welche Gründe sprechen für deinen Karriereweg?

Ob man ins Startup, in die Beratung oder zu einem Konzern möchte, ist am Ende Typfrage. Product Management ist in Deutschland jedoch selbst in Startups noch relativ unbekannt oder wird oft als reines Projektmanagement für Soft- oder Hardware Entwicklung (miss)verstanden. Tatsächlich bereitet unser Studiengang aber ideal auf die Rolle vor! Man ist von Anfang an quasi “CEO des Produkts” und ganz nah am Kern eines Startups dran, ohne so viel Verantwortung zu tragen wie bei einer Gründung. Wer sich für Technologie, Innovation und agile Softwareentwicklung interessiert, ohne selbst programmieren zu wollen oder können, sollte sich das mal anschauen.

Was macht ein junges Unternehmen für dich aus und was ist daran besonders interessant?

Ehrlicherweise stimmen ja ziemlich viele Klischees über die Startup Szene: Die Anglizismen- und Schaumschlägerdichte ist recht hoch, die Einstiegsgehälter veranlassen zu der Frage “netto, oder?” und eine Crunchtime jagt die nächste. Und trotzdem! Gerade in unserem Studiengang begegne ich häufig Menschen, die früh viel Verantwortung übernehmen wollen – und dann beim Daimler landen. Ich glaube, in jungen Unternehmen findet man schneller heraus, wo die eigenen Stärken liegen. Das Umfeld ist einfach dynamischer, oft kann man seine Aufgaben und Arbeitsweise selbst gestalten. Für mich rechtfertigt dieses Mehr an Freiheit einen an Stunden und Commitment gemessenen höheren Einsatz.

Was hättest du Rrückblickend anders gemacht?

Im Moment bin ich in der glücklichen Situation, an einem Thema zu arbeiten, das mich auch intrinsisch motiviert und persönlich bewegt. Mit Lytt bekämpfen wir Ungerechtigkeit und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Beim Berufseinstieg habe ich meine Intuition ignoriert und mich zwei Jahre mit einem langweiligen und uninspirierten Produkt herumgeschlagen.

Was macht dir an deinem Job Spaß?

Neben dem ohnehin sehr abwechslungsreichen Alltag im Product Management, der zu großen Teilen aus Gesprächen mit den unterschiedlichsten Menschen besteht, treibe ich begeistert unsere eigene Organisationsentwicklung voran. Bei Lytt bauen wir gerade ein tolles Team auf. Ich bin vor acht Monaten als erste Angestellte zu meinem Gründerduo dazugestoßen und jetzt sind wir gerade dabei, eine Kultur zu schaffen, in der wir selbst gern arbeiten möchten.

Tipps für die nächste WiWi-Generation

Stillstand ist keine Option! Und wenn euch die Inhalte im Bachelor schon genervt haben, wird es im Master nicht besser.

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