Wie kam der Entschluss eine Firma zu gründen? Warum sind Sie nicht in Ihrem alten Beruf geblieben (bei SAP)?

Den Beruf habe ich nicht voll- ständig gewechselt, da ich in den ersten Jahren weiterhin als Berater aktiv war. Es kamen mit dem Unternehmensaufbau natürlich viele weitere Aufgaben hinzu. Ein eigenes Unternehmen zu gründen war schon immer mein Wunsch, um die Möglichkeit zu haben, eigene Ideen umzusetzen. Und wir hatten eine Idee: Wie kann man Unternehmen, die mit SAP ERP globale Prozesslandschaften schaffen möchten, besser beraten?

War Gründen schon immer ein Wunsch von Ihnen?

Ja, dies war schon immer mein Wunsch.

Wurden Sie am KIT gut vorbereitet um eine Firma zu Gründen bzw. auch für die Beratungsbranche?

Fachlich hätte ich nicht besser vorbereitet werden können. Ich habe die Fachrichtung Unternehmensplanung studiert. Nomen et Omen. Die Kombination Informatik, BWL (Marketing, Rechnungswesen) und Ingenieurswissenschaft war die ideale Grundlage zunächst für meine Beratertätigkeit bei der SAP. Und auch für die spätere Unternehmensorganisation war das fachliche Rüstzeug, das ich vom Studium mitbekommen habe, sehr hilfreich. Selbst die damalige Ausbildung im Bereich Machine Learning hilft mir heute Entwicklungen im Markt zu beurteilen.

Welche Themen aus Ihrem Studium haben für Sie bis heute große Relevanz?

Nahezu alle. Gerade die Themen künstliche Intelligenz und Machine Learning sind wieder topaktuell.

Wann ist der perfekte Zeitpunkt zum Gründen, bzw. gibt es überhaupt einen? Was würden Sie Studenten für den Anfang raten?

Wenn man nicht eine völlig außergewöhnliche Idee hat, macht eine Gründung nach 5 -8 Berufsjahren Sinn. Man hat Erfahrungen gesammelt und ein Kunden- und Personennetzwerk aufgebaut. Und wenn es nicht klappen sollte, hat man eine Fallback Position.

Warum haben Sie diese Branche gewählt? Hatten Sie vorher schon Erfahrung darin? Welche Bereiche haben Sie noch interessiert?

In die Branche Prozess- und IT-Beratung, oder
moderner Digitalisierungsberatung, bin ich über meinen Berufsstart bei der SAP SE gekommen. SAP war in Bezug auf meine Ausbildung als Wirtschaftsingenieur die perfekte Adresse. SAP war auch perfekt, weil es damals mit etwas mehr als 1000 Mitarbeitern ein überschaubares, schnell wachsendes und technologiegetriebenes Unternehmen mit einer sehr modernen und offenen Unternehmenskultur war. Man konnte dort sehr schnell Verantwortung übernehmen und weitestgehend frei handeln.

Was waren die größten Hürden auf dem Weg zum eigenen Unternehmen? Gab es Probleme? Wie verlief die Planung und was würden Sie jetzt anders machen?

Wir hatten keinen Business Plan. Aber eine Vision und eine klare Vorstellung bzgl. unseres Leistungsportfolios: Wir können das besser als die großen Beratungshäuser und drängen diese irgendwann aus dem Markt. Im Rückblick hätten wir bzgl. unseres Wachstum Tempos mutiger sein können.

Sie gründeten zusammen mit einem Kollegen (Herr Kramer), wer hat dabei welche Aufgaben übernommen? Wobei mussten Sie auf externe Hilfe zurückgreifen?

Externe Hilfe haben wir nahezu gar nicht in Anspruch genommen. Man benötigt natürliche einen Steuerberater, auch für die erste Buchhaltung. Eine klare Aufgabenteilung hatten wir lange nicht. Jeder hat alles gemacht: Kunden beraten, Kunden akquiriert, das Unternehmen entwickelt, Mitarbeiter eingestellt und ausgebildet, die IT aufgebaut, über ein Modem eine Verbindung zu BTX erstellt, Rechnungen geschrieben usw. Vielleicht habe ich mich etwas mehr um die organisatorischen Dinge gekümmert.

Was hebt Ihr Unternehmen von anderen Unternehmensberatungen ab?

Zum einen die Mitarbeiterorientierung und die offene Unternehmenskultur. Zum anderen sind wir eine Beratung mit Leidenschaft mit einer einzigartigen Marktstellung, kontinuierlichem Erfolg und einer hohen Kundenorientierung „Tun, was man unbedingt tun will“!!

Was ist Ihre Zielgruppe?

Unser Kerngeschäft (globale Geschäftsprozesslösungen) adressieren wir an mittelgroße Industriekonzerne, an die Hidden Champions und Weltmarktführer, mit einem Umsatz von 1-10 Mrd. Euro. Diese Unternehmen passen kulturell sehr gut zu uns. In den technologiegetriebenen Geschäftsfeldern zählen eher die ganz großen Konzerne zu unseren Zielkunden.

Was war Ihr spannendstes Projekt bisher?

Das spannendste Projekt war und ist die Gründung und Entwicklung der cbs.

Glauben Sie, dass der Beratungsmarkt weiterwächst oder gibt es vielleicht Probleme aufgrund politischer Situationen (z.B.: Brexit, Trump)?

Veränderung erzeugt Beratungsbedarf. Der Brexit könnte beispielsweise zusätzlichen Beratungsbedarf erzeugen. Das Thema Digitalisierung erhöht den Beratungsbedarf für Geschäftsprozess- und IT Berater. Der Beratungsmarkt im Bereich SAP wird in den nächsten Jahren aufgrund des Wechsels auf die neue ERP Generation stark wachsen. Und wir als cbs haben aufgrund der außergewöhnlich guten Stellung in diesem Markt überproportional große Wachstumschancen.

Denken Sie, dass Ihre Branche in Zukunft von wenigen großen Unternehmensberatungen dominiert wird, oder dass sich auch viele kleine Unternehmensberatungen halten werden?

Große Unternehmensberatungen haben in den letzten Jahren als Berater für innovative Entwicklungen und schnelle und agile Veränderungen eher an Bedeutung verloren. Für die globale Lieferung von sehr großen und günstigen Teams wird man sie in sehr großen Konzernen weiterhin benötigen. Kleine und mittelgroße Unternehmensberatungen profitieren von der notwendigen hohen Änderungsgeschwindigkeit.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter? Wie sorgen Sie für ein gutes Arbeitsklima?

Wir stellen Mitarbeiter ein, die Beratung aus Leidenschaft betreiben wollen, gemäß dem Motto „Tun, was man tun will“. Wir versuchen für diese Berater die bestmögliche Entwicklungsplattform zu schaffen: Viel Aus- und Weiterbildung, interessante und verschiedenartige Projekte bei Kunden rund um die Welt, enge und kollegiale Zusammenarbeit mit hochqualifizierten Kollegen, Begegnung auf Augenhöhe unabhängig von der Position. Wir schaffen auch Möglichkeiten für Mitarbeiter, die irgendwann aus persönlichen und familiären Gründen nicht mehr viel reisen möchten.

Was ist Ihre Meinung zum Thema Mobile Working / Desksharing?

Als Berater ist man in der Regel viel unterwegs und meist nur einmal pro Woche im Büro, daher macht Desksharing Sinn.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre neuen Mitarbeiter aus? Was macht einen perfekten Bewerber aus?

Bei Hochschulabsolventen spielt SAP Wissen im ersten Schritt keine Rolle. Wissen spielt generell zunächst eher weniger eine Rolle. Eher Fähigkeiten und Potentiale. Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftsinformatiker bringen aus meiner Sicht die idealen fachlichen Grundlagen mit. Bewerber sollten wissens- und lernbegierig sein, den Drang besitzen, Dinge besser machen und Verantwortung übernehmen zu wollen.

Was macht Ihnen in Ihrem Beruf besonders Spaß, was sind eher unangenehme Aufgaben?

Fortschritt und Erfolg macht immer Spaß. Führung und Entscheidungen treffen in den meisten Fällen, aber nicht immer.

Wie schaffen Sie es, ein gutes Gleichgewicht zwischen Familie und Beruf zu halten (Stichwort Work-Life-Balance)?

Eine Familie zu haben ist sehr wichtig. Als Berater und Unternehmer kann man, wenn man will, ständig nachdenken und Projekte schaffen/erzeugen. Die Familie sorgt dafür, dass man sozial eingebettet bleibt und man auch an andere Dinge denkt und andere Dinge tut.

Was sind die Highlights und Tiefpunkte in Ihrer Karriere?

Tiefe Tiefpunkte musste ich noch nicht erleben. Und die
Entwicklung meiner Karriere, die natürlich sehr stark mit der cbs verbunden ist, ist eine weitestgehend kontinuierliche.

Was sind Ihre Empfehlungen für die WiWi-Studierenden , die im Bereich Consulting tätig werden möchten?

Machen Sie viele Praktika. Nicht nur in der Beratungsbranche, sondern auch bei Ihren zukünftigen Kunden.

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