Studien zufolge hört der Mensch heutzutage im Schnitt 17,8 Stunden pro Woche Musik. Sei es über Radio, klassisch mit CD oder über einen der vielen Streaming Dienste. Vor allem letztere haben Musik für fast jedermann zugänglich gemacht und bieten eine Vielfalt von Songs die man von jedem Ort der Welt mit Zugang zum Internet streamen kann.

Doch woher kommt diese Vielfalt an Musikstücken? Woher kommt es, dass jeden Tag 40 000 neue Titel auf Spotify hochgeladen werden? Das sind 50 Millionen Titel alle 3 ½ Jahre. Eine Zahl, die vor nicht allzu vielen Jahren undenkbar erschien.

Nicht nur das Hören von Musik ist heute so einfach wie noch nie, sondern auch das Erschaffen eigener Songs war wohl selten so unproblematisch.

Der einfachste Weg sich selbst in einem Musikstück zu verwirklichen ist wohl der, den unzählige Menschen bereits beschreiten.

Man benötigt keine Sammlung von Instrumenten, kein professionelles Equipment oder lange, nächtliche Tonaufnahmen im gemieteten Tonstudio.

Alles was man für seinen ersten Song braucht, ist ein Laptop und eine DAW. DAW steht nicht nur für Digital Audio Workstation, sondern auch für einfaches Produzieren, Mastern und Komponieren von Musik. Auf dem Markt gibt es viele dieser Software Lösungen für ein Heimstudio und neben dem vergleichbar geringen Preis gibt es kaum Einschränkungen im Alltag der Musikproduktion.

So arbeiten einige der bekanntesten Musiker von heute, wie Martin Garrix, David Guetta oder Major Lazer mit solchen Programmen.

Am Anfang eines jeden Entstehungsprozesses steht immer eine Idee. Sei es die Melodie, die darauf wartet durch Töne niedergeschrieben zu werden oder ein auf seine Vertonung wartendes Textstück, das schon seit Ewigkeiten in den Köpfen der Musiker herumschwebt.

Nun muss man sich nur noch an seinen Laptop setzen, die Software öffnen und die Idee zur Entfaltung bringen. Doch ist der Anfang einmal geschafft, liegt vor einem immer noch ein weiter Weg. Wie dieser beschritten wird ist jedem selbst überlassen, denn ab hier sind dem Künstler keine Grenzen gesetzt.

Startet man mit dem Arrangement und geht dann in die Details? Oder webt man die Instrumente passend um den bereits eingesungenen Text? Hier gibt es wohl so viele Möglichkeiten wie Tonkombinationen… unzählbar viele.

Mit dem Ziel dir einen Leitfaden zu bieten, durch den du in wenigen Schritten deine eigene Reise als Hobbyproduzent beginnen kannst, schreibe ich diesen Beitrag.

Doch dieser Leitfaden ist nur ein Vorschlag. Ein Aufzeigen von möglichen Ansätzen und Kniffen, die dir dein neues Hobby um einiges einfacher machen könnten.

1. Auswahl der richtigen Software

Der erste Punkt unseres Leitfadens ist wohl auch der, der am heißesten diskutiert wird. Die Wahl deines DAWs wird auf deinem weiteren Weg richtungsweisend sein. Denn einmal entschieden, wechseln nur die wenigsten Produzenten während ihrer Laufbahn von ihrer eingespielten, funktionierenden Spielwiese auf eine neue Software.

Die Frage nach der besten Produktionssoftware kann getrost in einen Topf mit „Apple oder Android?“ oder „Vergleichen wir heute mal Äpfel und Bananen“ geschmissen werden… In Wahrheit gibt es zwar Vorteile für manche Software, so ist zum Beispiel Pro Tools sehr gut für Liveaufnahmen und Abmischen oder FL Studio ein guter Begleiter für das Produzieren von elektronischer Musik. Am Ende des Tages laufen alle Entscheidungen auf die persönliche Präferenz hinaus. Wie sehr gefällt mir das User Interface? Produziere ich auf Windows oder Mac? Zahle ich lieber 200€ oder gehe all in und es wird vierstellig? Die einzige Hilfestellung, die ich dir hierbei geben kann: Informiere dich vor deinem Kauf! Dank der Informationsflut durch eine Suchanfrage wird es dir wohl kaum schwerfallen, den besten Deal für dich zu finden und ich kann dir versprechen, wer mit Leidenschaft und Motivation an die Produktion geht, der wird den Kauf seiner ersten DAW nie bereuen.

2. Produziere einen Song in der Woche

Nach der Software-Wahl geht es ans Eingemachte. Hier werden viele Menschen regelrecht durch ihre hohen Erwartungen erschlagen. Man geht immer mit einer Vorstellung oder einem Bild des möglichen Ausgangs an eine Sache heran und im Falle von Musikproduktion öffnet man sein Programm und die überwältigende Anzahl von Möglichkeiten wirkt verwirrend, erschreckend und entmutigend. Der Weg aus dem Labyrinth der Regler, Knöpfe und Tonlagen führt unausweichlich über den eigenen Entdeckungsdrang. Man kann sich zwar unzählige Tutorials auf YouTube anschauen, wer diese jedoch nicht anwendet und selbst ausprobiert wird nie etwas lernen und eines sei gesagt, ausgelernt haben wohl auch die am versiertesten Musikproduzenten der Welt nicht. Lass dich nicht entmutigen, sondern versuche es mit System. Produziere in der Woche einen Song und du wirst sehen, dass du dich nach und nach ein wenig mehr mit deinen Fähigkeiten und dem Produzieren anfreundest. So kann ich aus eigener Erfahrung sagen, als ich mit elf Jahren angefangen habe Musik mit FL Studio zu produzieren, war ich noch vier Jahre davon entfernt, einen für die Ohren halbwegs zumutbaren Song zu produzieren, doch dies hat mich nicht aufgehalten, es trotzdem jeden Tag aufs Neue zu probieren.

3. Musiktheorie

Ob dies nun der 3. Punkt ist oder mit Nummer 2 einhergeht, lässt sich nicht genau sagen, jedoch eines ist sicher: Wer ohne musikalisches Grundverständnis versucht Musik zu produzieren, muss sich diesem wohl oder übel annehmen. Oft hört man, dass „Musik aus dem Laptop doch keine Musik ist“ und jeder der dem Glauben schenkt, hat entweder selbst nicht viel Ahnung von Musik oder noch nie versucht, Musik zu produzieren.

Harmonielehre ist nur eines der vielen Stichwörter, die mir in den Sinn kommen wenn es darum geht, sein Arsenal zu erweitern. Jeder von uns hat einen Sinn für Musik. Mancher weiter ausgeprägt als sein nächster, jedoch kann wohl jeder den Unterschied zwischen Moll und Dur spüren, ohne dass zwingend das Verständnis für die Herkunft möglicher Dissonanzen vorhanden sein muss.

Lass dich auf die Musik und ihre Theorie ein. Nicht nur deine eigenen Songs werden es dir danken, sondern jedes Musikstück wird für dich ein anderes Erlebnis, wenn du beginnst, hinter die Kulissen zu blicken anstatt nur stiller Genießer zu sein.

4. Versuche dich an einem Remix

Mittlerweile hast du wahrscheinlich schon einige Erfahrungen mit dem Produzieren gesammelt und sehr wahrscheinlich bist du auch schon mindestens einmal an den Punkt gekommen, an dem dir die Lust fehlt weiterzumachen. Lustlosigkeit ausgelöst durch fehlende kreative Eingebungen, durch stundenlanges Arbeiten ohne vorzeigbare Ergebnisse oder schlichtweg fehlende Motivation wieder und wieder dieselben Tonfolgen aneinanderzureihen. Was hilft gegen eine Kreativblockade?

Der einfachste Weg ist wohl ein Tapetenwechsel. Hiermit meine ich nicht einen anderen Ort, auch wenn dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein valides Mittel ist, sondern viel mehr andere Voraussetzungen für deine Tracks. Nimm deinen Lieblingssong und versuche dich an deiner ganz eigenen Interpretation oder suche nach einer Acapella und mach daraus was du willst. Manch einer denkt vielleicht „Wieso sollte ich mich in meiner Kreativität durch die Vorgabe einer Acapella und ihrer Tonlage einschränken?“, doch geht eine Tür auf, so öffnet sich sprichwörtlich eine andere.

Du wirst sehen, dass gewisse Vorgaben dir helfen werden, dich in anderen Bereichen viel besser zu entfalten. Hast du eine Acapella, dann siehst du sofort den Effekt deiner Komposition auf das ursprüngliche Lied. So kannst du aus einem fröhlichen Lied mit den richtigen Akkorden ein ruhiges oder gar trauriges Lied machen oder aus einer Ballade einen richtigen Dancefloor Kracher. Es gibt auf der Welt keinen Musikproduzenten, der noch nie probiert hat einen Song zu adaptieren oder mit einer bestehenden Gesangspur ein neues Lied zu erschaffen und das ist auch gut so. Sehe das Einbeziehen anderer Lieder nicht als abkupfern oder klauen, sondern viel mehr als kreative Stütze auf dem Weg zu deinem eigenen Sound. Ehe du dich versiehst wird deine Musik rapide Fahrt aufnehmen und du kannst dich vor Ideen kaum noch retten.

5. Mixing und Mastering

So nah und doch so fern. Der Moment wird kommen, indem du vor deinem Computer sitzt und vor Euphorie kaum zu bremsen sein wirst. Du hast es geschafft einen Song zu komponieren, der gut klingt, der dich dazu verleitet mit dem Kopf im Beat zu nicken und dich einfach nur glücklich macht. Doch dann schaltest du das Radio an und hörst einen Vergleichstrack aus dem selben Genre und dich trifft der Schlag.

Egal wie glücklich du mit dem bisherigen Ergebnis bist, das was da aus dem Radio kommt klingt einfach besser. Der Bass ist kräftig und geht voran, die Höhen sind scharf und doch nicht zu stark, jede Frequenz sitzt einfach an der richtigen Stelle. Und bei deinem Song? Sehr wahrscheinlich sitzt du vor einer Kakophonie von Frequenzen… Zumindest erging es mir damals so. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die gesamte Euphorie über meinen ersten guten Track in einem Schlag zu Ratlosigkeit wurde. Weshalb klingt mein Lied aus den selben Lautsprechern so, als wäre eine dämmende Wand zwischen mir und dem Ausgabegerät?  Die Antwort war simpel: ich hatte mich so sehr im kreativen Gestaltungsprozess verloren, dass ich zwei grundlegende Sachen komplett außer Acht gelassen habe. Das Mixing und Mastering sind zwei zentrale Aspekte der Musikproduktion, die so kompliziert sein können, dass es Menschen gibt, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, sich auf eines der beiden Themen zu spezialisieren.

Mixing und Mastering sind die letzten beiden Prozesse, bevor ein jeder Song dieser Welt das Tonstudio verlässt. Beim Mixing werden alle Tonspuren eines Liedes zusammen zu einer Einheit gefügt. Das Mastering ist der letzte Bearbeitungsschritt, der Schritt in dem das gesamte Klangbild durch Kompressoren, Filter, Equalizer, Maximizer und vieles mehr, zu dem gemacht wird, was am Ende in deinen Kopfhörern wiederklingt.

Du hast wahrscheinlich gemerkt, dass ich auf dieses Thema nicht genauer eingehen will. Es ist unmöglich dir in einem kurzen Beitrag mehr über diese beiden zentralen Schritte zu erklären. Du solltest einfach im Hinterkopf behalten, dass dem kreativen Prozess ein höchst theoretischer folgen wird. Ein theoretischer Prozess, der dir viel Geduld abverlangt, aber wenn dein Song am Ende nicht nur musikalisch gut klingt, sondern auch mit Qualität glänzen kann, jede investierte Minute wert ist.

Wenn du es bis hierhin geschafft hast, dann hoffe ich dir in welchem Maß auch immer, geholfen zu haben. Sei es beim Prokrastinieren oder doch bei der Suche eines neuen Hobbies. Zu letzterem sei gesagt, lass dich nicht entmutigen, sondern bleib am Ball. Musikproduzieren benötigt Leidenschaft und erschließt sich nicht nach den ersten Übungsstunden, denn wie in jedem anderen Fachgebiet dieser Welt ist auch hier noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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